Marco Reus sitzt entspannt in einem Sessel. Die Füße lässt er ab und an über einen Basketball rollen, der auf dem Boden liegt. Der Raum ist abgedunkelt. Nur Reus und seine Gesprächspartner im Youtube-Format "Unspoken" sind beleuchtet. Die Intimität, die diese Szenerie schafft, lässt den 34-jährigen Profi von Borussia Dortmund aus sich herauskommen.
Gerade die Aussicht auf sein Karriereende treibt Marco Reus derzeit wohl um. Die Frage "Wovor hast du Angst?" entlockt ihm deshalb auch eine ungeschliffene Antwort: Dieser Moment, nach meiner Karriere in ein tiefes Loch zu fallen. Emotional, aber auch nicht hundertprozentig zu wissen: Was kommt dann? Ich bin der ungeduldigste Mensch der Welt. Ich muss immer auf Zack sein."
Erst im vergangenen Sommer hatte er seinen Vertrag beim BVB um ein weiteres Jahr verlängert. Wie es nach Saisonende weitergeht, ist derzeit noch offen. "Ich bin es gewohnt, einen strukturierten Plan zu haben: Wann ist Training? Wann muss ich da sein? Wie ist mein Ablauf? Das gibt es irgendwann nicht mehr", sagte er in dem an Silvester veröffentlichten Video.
"Wenn ich keinen Spaß mehr habe, höre ich auf"
Marco Reus ist beim Bundesligisten längst nicht mehr gesetzt. Wie auch Borussia Dortmund spielt er keine herausragende Saison. "Ich weiß, wenn ich keinen Spaß mehr auf dem Platz habe, dann höre ich auf. Dann weiß ich, ich bin nicht mehr hundertprozentig bei der Sache. Dann kann ich nicht mehr alles geben", erklärte er.
Die Belastung der Saison, insbesondere mit seiner aktuellen Situation geht nicht spurlos an Reus vorbei: "Wenn ich schlecht gespielt habe und wurde bei der Auswechslung ausgebuht, das ist das Schlimmste, was passieren kann. Das macht was mit dir - für die nächsten Tage, für die nächsten Spiele. Die Leute denken dann: 'Er wurde einmal ausgebuht, dafür verdient er halt sein Geld.' Aber so ist es nicht. Es steckt viel mehr dahinter." Jede wolle immer seine Top-Leistung bringen.
Er wolle aber auch nicht bemitleidet werden. "Es geht für mich darum, den Leuten so nah wie möglich zu bringen: Egal, was für einen Job du hast, das Resultat [mit dem, was du sagst], macht etwas mit einem Menschen", erklärte Reus.
Reus hat sich vor allem mit seiner geistigen Einstellung befasst, "Dinge, die öffentlich gesagt werden, gar nicht so nah an mich heranzulassen. Am Ende versuche ich immer mein Bestes zu geben. Manchmal reicht es und manchmal nicht - dann ist manchmal ein anderer besser. Ich gehe damit leichter um." Besonders die Geburt seiner Tochter hätte ihm dabei geholfen, die Prioritäten nun anders zu setzen.
mit dpa